Auffallend häufig steht in den letzten Jahren die Kunst im Zentrum politischer Auseinandersetzung: Gedichte werden aus dem öffentlichen Raum entfernt, Bilder in Museen abgehängt, ja, sogar ganze Ausstellungen abgesagt. Dabei wird ihr – meist von linker Seite aus - im Namen politischer Korrektheit Sexismus und Rassismus vorgeworfen, von rechter Seite eilt man ihr dann zu Hilfe und bezichtigt den politischen Gegner der „Zensur“ und der Schaffung von „Meinungskorridoren“.
Beides betrifft den Kern unseres Verständnisses von Kunst: ihre Autonomie. Wenn sie sich dem linken Verlangen nach politischer Korrektheit unterwerfen soll, wird sie bedroht, wenn sie von rechter Seite verteidigt wird, missbraucht, scheint doch die Kunstfreiheit auch hier nicht um ihrer selbst willen verteidigt, sondern eher instrumentalisiert zu werden. Die Gemengelage ist unübersichtlich geworden. Wer verteidigt was aus welchem Grund? Was darf man sagen und was nicht im Namen der Freiheit der Kunst? Gilt sie in jedem Fall und für alle?
Wolfgang Ullrich, der sich intensiv mit diesem Problemfeld beschäftigt hat, wird durch einen kursorischen Abriss der historischen und juristischen Entwicklung die Grundlagen für eine sachlichere Einordnung der aktuellen Debatten liefern. Kunstfreiheit wird im Grundgesetz von Meinungsfreiheit unterschieden. Wie aber kam es zu dieser Unterscheidung? Sie setzt voraus, dass es sich bei Kunst um etwas von genuin eigener Qualität handelt. Ohne die Idee einer Autonomie der Kunst wäre das Rechtsgut ‚Kunstfreiheit‘ nie entstanden. Diese Idee ist aber nicht nur durch die gegenwärtigen politischen Instrumentalisierungsversuche in Gefahr. Auch die Erweiterung der Kunst in die Politik, Soziologie oder Wissenschaft hinein sowie die Globalisierung relativieren den spezifisch westlichen Kunstbegriff.
VORTRAG UND GESPRÄCH Kunstfreiheit und Kunstautonomie in der Diskussion
LEITUNG Dr. Wolfgang Ullrich, MODERATION Veronika Schöne
TERMIN Samstag, 1. Februar 2020, 11 bis 12.30 Uhr
ORT Veranstaltungsraum Galerie der Gegenwart
KOSTENBEITRAG 12 Euro, Studierende bis 30 Jahre 9 Euro, für Nichtmitglieder zzgl. Eintritt in die Kunsthalle
Anmeldung erforderlich
