Walter Gramatté, Bildnis Rosa Schapire (1874-1954), 1920, © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang (Erworben 2016 mit Mitteln der Freunde der Kunsthalle e. V.)
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Walter Gramatté und Hamburg

Walter Gramatté, geboren am 8. Januar 1897 in Berlin, gilt als einer der Künstler der »verschollenen Generation« der Geburtsjahrgänge zwischen 1890 und 1914, deren Werke durch die Politik der Nationalsozialisten der Vergessenheit anheimfielen und erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs in ihrer kunsthistorischen Bedeutung allmählich wieder erkannt und gewürdigt wurden.

Der mit expressionistischen Künstlern wie Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff befreundete Maler, Zeichner und Graphiker Walter Gramatté, dessen Werk sich in den 1920er-Jahren eigenständig zwischen Symbolismus, Expressionismus und Surrealismus bewegt, hielt sich häufig in Hamburg auf, wo er in der Privatklinik Wünsch auch am 9. Februar 1929 nach langem, durch den Einsatz als Soldat im Ersten Weltkrieg verursachtem Leiden mit nur 32 Jahren verstarb. 

In Hamburg knüpfte er zusammen mit seiner zweiten Frau, der Komponistin Sonia Fridmann-Gramatté (1898–1974), enge und freundschaftliche Kontakte zur Kunstszene, unter anderem zur Kunsthistorikerin Rosa Schapire und zum Kunsthistoriker Wilhelm Niemeyer. In Hamburg – und nicht in seiner Heimatstadt Berlin – lebten auch Gramattés wichtigste Sammler, beispielsweise das Ehepaar Martha und Paul Rauert sowie sein behandelnder Arzt im Eppendorfer Klinikum, Paul Sudeck, dessen Ehefrau Agnes und die Kinder Elisabeth und Halvor Sudeck. Gustav Pauli, Direktor der Hamburger Kunsthalle, erwarb bereits ab 1920 für das Museum Arbeiten auf Papier beim Kunstsalon Maria Kunde, in der Galerie Commeter sowie direkt beim Künstler und später bei der Witwe. Pauli richtete Gramatté außerdem, organisiert von Elisabeth Sudeck, noch im Frühjahr 1933 eine monographische Ausstellung aus, die jetzt erstmals dokumentiert werden kann.

Nachdem 2016 mithilfe der Freunde der Kunsthalle bereits ein wichtiges frühes Aquarellbildnis Rosa Schapires für das Kupferstichkabinett erworben werden konnte, erhielt die Hamburger Kunsthalle 2019 von der Eckhardt-Gramatté Foundation im kanadischen Winnipeg 47 graphische Arbeiten und endlich auch ein bedeutendes Landschaftsgemälde von 1927 aus den spanischen Jahren des Künstlers als Schenkung. Damit befinden sich nun mehr als 100 Werke des Künstlers in der Hamburger Sammlung. Aus diesem reichen Bestand wird im Harzen-Kabinett eine umfangreiche Auswahl präsentiert. Der Katalog beleuchtet – neben einem Einblick in Gramattés Verständnis von Landschaft und Figur – die persönlichen Beziehungen des Künstlers zu Hamburg sowie die Ausstellungen seiner Werke in der Hansestadt zwischen 1920 und 1933.

Andreas Stolzenburg