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Grand Tour 2022

Die documenta in Kassel, die Berlin Biennale und die Biennale von Venedig finden in diesem Superkunstjahr gleichzeitig statt. Eigentlich genug zu tun, trotzdem möchte man abseits der offiziellen Spielstätten manchmal noch etwas anderes sehen. Was das sein könnte, hat Veronika Schöne zusammengestellt – hier schon mal fürs Reisen im Kopf.

Kassel, Fridericianum zur Documenta XII, 2007, © Wikimedia Commons / Uli auf wikivoyage shared (CC BY-SA 3.0)
KASSEL

Man mag sie ziemlich hässlich finden, aber sie ist ein Meilenstein im Städtebau der Nachkriegszeit: die Kasseler Treppenstraße. Die erste konsequent geplante und realisierte Fußgängerzone Deutschlands ist Flanier- und Konsum-Meile gleichzeitig und führt über knapp 300 Meter und 104 Stufen vom Hauptbahnplatz – ein Stück gebauter Nachkriegsoptimismus. Am Ende wartet mit dem Fridericianum gleich die zweite Besonderheit, einer der ersten öffentlichen Museumsbauten überhaupt. Dort findet 2022 wie alle fünf Jahre die Weltkunstschau der documenta statt. Diese breitet sich über die ganze Stadt aus und erschließt auch zahlreiche andere Orte, darunter unbekannte und vergessene. Seit dem letzten Mal sind die Grimmwelt und das Museum für Sepulkralkultur mit dabei, die jedoch auch unabhängig von der documenta sehenswert sind. Im Museum für Sepulkralkultur dreht sich alles um die »Letzten Dinge«, was aber überhaupt nicht bedrückend ist. Das Museum zeigt Rituale, Tod und Trauer in Kunst und Kultur vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Die abwechslungsreiche Sammlung präsentiert neben Gerippen und Grabsteinen, Stillleben und Särgen auch zeitgenössische Kunst und wendet sich zu dem in wechselnden Ausstellungen kontroversen oder verdrängten Themen zu. In der Grimmwelt kann man sprichwörtlich in die Welt der beiden berühmten Brüder ein tauchen, die nicht nur Märchen gesammelt, sondern auch die deutsche Sprache systematisch erforscht haben. Ihr Leben und Wirken, aber auch Sprechen und Hören, Schreiben und Lesen stehen hier im Zentrum – und nicht zuletzt das Sehen, in einem Haus, dessen Architektur selbst eine Schau ist. 2015 eröffnet, bietet der elegant-moderne Bau von seiner 2000 Quadratmeter großen Dachterrasse einen spektakulären Blick vom Weinberg über die Karlsaue, wo sich etliche Werke vergangener documenten finden. Wie etwa die Spitzhacke, die der Künstler Claes Oldenburg 1982 zur documenta 7 am Fuldaer Ufer in den Boden rammte. Oder war es doch der gigantische Herkules, der sie von der Wilhelmshöhe herabschleuderte? Dort oben erstreckt sich zu Füßen des kräftigen kupfergetriebenen Halbgotts in kunstvollen Kaskaden und verschlungenen Wegen eine der schönsten Parklandschaften Deutschlands. Angelegt Ende des 17. Jahrhunderts und später nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten er weitert, gilt der Bergpark Wilhelmshöhe als eines der großartigsten Zeugnisse europäischer Gartenbaukunst. Der Weg vom monumentalen Herkules zum Schloss Wilhelmshöhe führt an den 2,3 Kilometer langen Wasserspielen entlang, die zwischen Mai und Oktober mittwochs, sonn und feiertags zu sehen sind. Unterwegs kann man einen Abstecher zur romantisch-ruinösen Löwenburg machen, die im späten 18. Jahrhundert das Flair mittelalterlichen Ritterlebens beschwor.

Kasseler Treppenstraße
Treppenstr.
34117 Kassel
https://bit.ly/3OFYm3e

Fridericianum
Friedrichsplatz 18
34117 Kassel
https://fridericianum.org/

documenta
https://www.documenta.de

documenta 15
https://documenta-fifteen.de/

Museum für Sepulkralkultur
Weinbergstr. 25–27
34117 Kassel
https://sepulkralmuseum.de/

Grimmwelt
Weinbergstr. 21
34117 Kassel
https://www.grimmwelt.de

Bergpark Wilhelmshöhe
Schlosspark 1
34131 Kassel
https://museum-kassel.de/de/museen-schloesser-parks/unesco-welterbe-bergpark-wilhelmshoehe

Schloss Wilhelmshöhe
Schlosspark 1
34131 Kassel
https://museum-kassel.de/de/museen-schloesser-parks/unesco-welterbe-bergpark-wilhelmshoehe/schloss-wilhelmshoehe

Löwenburg
Schlosspark 9
34131 Kassel
https://museum-kassel.de/de/museen-schloesser-parks/unesco-welterbe-bergpark-wilhelmshoehe/loewenburg

Kassel, Fridericianum zur Documenta XII, 2007, © Wikimedia Commons / Uli auf wikivoyage shared (CC BY-SA 3.0)
KASSEL

Man mag sie ziemlich hässlich finden, aber sie ist ein Meilenstein im Städtebau der Nachkriegszeit: die Kasseler Treppenstraße. Die erste konsequent geplante und realisierte Fußgängerzone Deutschlands ist Flanier- und Konsum-Meile gleichzeitig und führt über knapp 300 Meter und 104 Stufen vom Hauptbahnplatz – ein Stück gebauter Nachkriegsoptimismus. Am Ende wartet mit dem Fridericianum gleich die zweite Besonderheit, einer der ersten öffentlichen Museumsbauten überhaupt. Dort findet 2022 wie alle fünf Jahre die Weltkunstschau der documenta statt. Diese breitet sich über die ganze Stadt aus und erschließt auch zahlreiche andere Orte, darunter unbekannte und vergessene. Seit dem letzten Mal sind die Grimmwelt und das Museum für Sepulkralkultur mit dabei, die jedoch auch unabhängig von der documenta sehenswert sind. Im Museum für Sepulkralkultur dreht sich alles um die »Letzten Dinge«, was aber überhaupt nicht bedrückend ist. Das Museum zeigt Rituale, Tod und Trauer in Kunst und Kultur vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Die abwechslungsreiche Sammlung präsentiert neben Gerippen und Grabsteinen, Stillleben und Särgen auch zeitgenössische Kunst und wendet sich zu dem in wechselnden Ausstellungen kontroversen oder verdrängten Themen zu. In der Grimmwelt kann man sprichwörtlich in die Welt der beiden berühmten Brüder ein tauchen, die nicht nur Märchen gesammelt, sondern auch die deutsche Sprache systematisch erforscht haben. Ihr Leben und Wirken, aber auch Sprechen und Hören, Schreiben und Lesen stehen hier im Zentrum – und nicht zuletzt das Sehen, in einem Haus, dessen Architektur selbst eine Schau ist. 2015 eröffnet, bietet der elegant-moderne Bau von seiner 2000 Quadratmeter großen Dachterrasse einen spektakulären Blick vom Weinberg über die Karlsaue, wo sich etliche Werke vergangener documenten finden. Wie etwa die Spitzhacke, die der Künstler Claes Oldenburg 1982 zur documenta 7 am Fuldaer Ufer in den Boden rammte. Oder war es doch der gigantische Herkules, der sie von der Wilhelmshöhe herabschleuderte? Dort oben erstreckt sich zu Füßen des kräftigen kupfergetriebenen Halbgotts in kunstvollen Kaskaden und verschlungenen Wegen eine der schönsten Parklandschaften Deutschlands. Angelegt Ende des 17. Jahrhunderts und später nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten er weitert, gilt der Bergpark Wilhelmshöhe als eines der großartigsten Zeugnisse europäischer Gartenbaukunst. Der Weg vom monumentalen Herkules zum Schloss Wilhelmshöhe führt an den 2,3 Kilometer langen Wasserspielen entlang, die zwischen Mai und Oktober mittwochs, sonn und feiertags zu sehen sind. Unterwegs kann man einen Abstecher zur romantisch-ruinösen Löwenburg machen, die im späten 18. Jahrhundert das Flair mittelalterlichen Ritterlebens beschwor.

Kasseler Treppenstraße
Treppenstr.
34117 Kassel
https://bit.ly/3OFYm3e

Fridericianum
Friedrichsplatz 18
34117 Kassel
https://fridericianum.org/

documenta
https://www.documenta.de

documenta 15
https://documenta-fifteen.de/

Museum für Sepulkralkultur
Weinbergstr. 25–27
34117 Kassel
https://sepulkralmuseum.de/

Grimmwelt
Weinbergstr. 21
34117 Kassel
https://www.grimmwelt.de

Bergpark Wilhelmshöhe
Schlosspark 1
34131 Kassel
https://museum-kassel.de/de/museen-schloesser-parks/unesco-welterbe-bergpark-wilhelmshoehe

Schloss Wilhelmshöhe
Schlosspark 1
34131 Kassel
https://museum-kassel.de/de/museen-schloesser-parks/unesco-welterbe-bergpark-wilhelmshoehe/schloss-wilhelmshoehe

Löwenburg
Schlosspark 9
34131 Kassel
https://museum-kassel.de/de/museen-schloesser-parks/unesco-welterbe-bergpark-wilhelmshoehe/loewenburg

Außenansicht der Berlinischen Galerie (Landesmuseum für moderne Kunst), Berlin, Deutschland, © Berlinische Galerie, Wikimedia Commons / Foto: Christoph Rehbach (CC BY-SA 3.0)
BERLIN

Berlin kennt man schon, so meint man. Aber zahlreiche Neu- und Wiederöffnungen fanden in der Corona-Lücke statt. Wer noch nicht dort war, sollte sich vom wiederaufgebauten Schloss mit dem höchst umstrittenen Humboldt Forum selbst ein Bild machen. Auch die Rieckhallen am Hamburger Bahnhof sind vorläufig gerettet – und das Schatzhaus der Moderne, die Neue Nationalgalerie, ist nach über fünfjähriger Sanierung wieder geöffnet. Ein weiteres Highlight entzweit gerade die Kunstwelt: der erneute Versuch, in der Hauptstadt eine Kunsthalle einzurichten, diesmal in zwei ehemaligen Flughafenhangars auf dem Tempelhofer Feld. Wie ein Gegenentwurf zum Offiziellen und Etablierten nimmt sich dagegen das SAVVY Contemporary aus. In einem ehemaligen Krematorium im Wedding macht es so ziemlich das, was man sich vom Humboldt Forum erhofft: Workshops, Ausstellungen, Vorträge und Forschungen zu Migration, Postkolonialismus und Kunst aus dem Globalen Süden. Die helle Freude und eine überbordende Kreativität zeichnen ANOHA aus, die Kinderwelt des Jüdischen Museums: Rund 150 von Künstlern liebevoll selbstgebastelte Tiere aus recycelten Materialien erzählen die Geschichte der Sintflut – so ressourcenschonend und fantasiebeflügelnd, wie man es nicht mehr oft zu sehen bekommt. Wen es eher zur klassischen Kunst zieht, dem seien einmal mehr die exzellente Gemäldegalerie oder das Bode-Museum nachdrücklich ans Herz gelegt. Die Berlinische Galerie schließlich verbindet wie kein zweites Museum Alt und Neu. Sie zeigt die Kunstgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts durch die Brille Berlins, eine sinnvolle Sicht, war die Hauptstadt doch schon damals ein Epizentrum der Ereignisse. Und präsentiert konsequent interessante Zeitgenossen. Berlin ist die Stadt der Sammler. Die Sammlung Haubrok präsentiert am Strausberger Platz und in ihrer Dependance, der FAHRBEREITSCHAFT in Lichtenberg, fast immer Interessantes. Gleiches gilt für die exquisite Sammlung Hoffmann in den Sophie-Gips-Höfen in Mitte, die seit den späten Neunzigern stilbildend für kultivierte Kunstleidenschaft geworden ist. Die Sammlung Boros in einem umgebauten Bunker hingegen steht fürs Spektakuläre, die herausragende Stoschek Collection an der Leipziger Straße für experimentelle Medienkunst. Im Wettstreit um die spektakulärste Stätte mischt seit ein paar Jahren auch Désiré Feuerle ganz vorne mit, der seine Asiatika-Sammlung in einem behutsam renovierten ehemaligen Telekommunikationsbunker zeigt. Spektakulär auch der Ausstellungsraum im KINDL: Das 20 Meter hohe Kesselhaus der ehemaligen Brauerei bildet ein einzigartiges Ambiente für ortsspezifische Arbeiten, die sich mit dem Raum intensiv auseinandersetzen. Fein und filigran hingegen ist der 1969 als Gästehaus der Stadt Berlin errichtete Schinkel Pavillon im Garten des Kronprinzenpalais, den in den letzten 20 Jahren eine lange Liste herausragender internationaler Künstler behutsam bespielt haben.

Berlin Biennale
https://www.berlinbiennale.de

12. Berlin Biennale
https://12.berlinbiennale.de/

Humboldt Forum
Schlossplatz
10178 Berlin
https://www.humboldtforum.org/de/

Hamburger Bahnhof
Invalidenstr. 50–51
10557 Berlin
https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/hamburger-bahnhof/

Neue Nationalgalerie
Potsdamer Str. 50
10785 Berlin
https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/neue-nationalgalerie

Kunsthalle
Columbiadamm 10
Tempelhof, Hangar 2 (Eingang) +Hangar 3
12101 Berlin
https://www.stiftungkunst.de/kultur/kunsthalle-berlin-flughafen-tempelhof/

SAVVY Contemporary
Reinickendorfer Str. 17
13347 Berlin
https://savvy-contemporary.com/

ANOHA
Lindenstr. 9
10969 Berlin
https://anoha.de/

Gemäldegalerie
Matthäikirchplatz
10785 Berlin
https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/gemaeldegalerie

Bode-Museum
Am Kupfergraben
10117 Berlin
https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/bode-museum

Berlinische Galerie
Alte Jakobstr. 124–128
10969 Berlin
https://berlinischegalerie.de/

Sammlung Haubrok
Strausberger Platz 19, Seiteneingang, 4. Stockwerk
10243 Berlin
https://haubrok.org/

Sammlung Haubrok
FAHRBEREITSCHAFT
Herzbergstr. 40–43
10365 Berlin
https://haubrok.org/

Sammlung Hoffmann
Sophie-Gips-Höfe, 2. Hof, Aufgang C
Sophienstr. 21
10178 Berlin
https://sammlung-hoffmann.de/

Sammlung Boros
Bunker
Reinhardtstr. 20
10117 Berlin
https://www.sammlung-boros.de/

Julia Stoschek Collection
Leipziger Str. 60
10117 Berlin
https://www.jsc.art/

Sammlung Feuerle
Hallesches Ufer 70
10963 Berlin
https://www.thefeuerlecollection.org/de/

KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst
Am Sudhaus 3
12053 Berlin
https://www.kindl-berlin.de/

Schinkel Pavillon
Oberwallstr. 1
10117 Berlin
https://www.schinkelpavillon.de/de
Außenansicht der Berlinischen Galerie (Landesmuseum für moderne Kunst), Berlin, Deutschland, © Berlinische Galerie, Wikimedia Commons / Foto: Christoph Rehbach (CC BY-SA 3.0)
BERLIN

Berlin kennt man schon, so meint man. Aber zahlreiche Neu- und Wiederöffnungen fanden in der Corona-Lücke statt. Wer noch nicht dort war, sollte sich vom wiederaufgebauten Schloss mit dem höchst umstrittenen Humboldt Forum selbst ein Bild machen. Auch die Rieckhallen am Hamburger Bahnhof sind vorläufig gerettet – und das Schatzhaus der Moderne, die Neue Nationalgalerie, ist nach über fünfjähriger Sanierung wieder geöffnet. Ein weiteres Highlight entzweit gerade die Kunstwelt: der erneute Versuch, in der Hauptstadt eine Kunsthalle einzurichten, diesmal in zwei ehemaligen Flughafenhangars auf dem Tempelhofer Feld. Wie ein Gegenentwurf zum Offiziellen und Etablierten nimmt sich dagegen das SAVVY Contemporary aus. In einem ehemaligen Krematorium im Wedding macht es so ziemlich das, was man sich vom Humboldt Forum erhofft: Workshops, Ausstellungen, Vorträge und Forschungen zu Migration, Postkolonialismus und Kunst aus dem Globalen Süden. Die helle Freude und eine überbordende Kreativität zeichnen ANOHA aus, die Kinderwelt des Jüdischen Museums: Rund 150 von Künstlern liebevoll selbstgebastelte Tiere aus recycelten Materialien erzählen die Geschichte der Sintflut – so ressourcenschonend und fantasiebeflügelnd, wie man es nicht mehr oft zu sehen bekommt. Wen es eher zur klassischen Kunst zieht, dem seien einmal mehr die exzellente Gemäldegalerie oder das Bode-Museum nachdrücklich ans Herz gelegt. Die Berlinische Galerie schließlich verbindet wie kein zweites Museum Alt und Neu. Sie zeigt die Kunstgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts durch die Brille Berlins, eine sinnvolle Sicht, war die Hauptstadt doch schon damals ein Epizentrum der Ereignisse. Und präsentiert konsequent interessante Zeitgenossen. Berlin ist die Stadt der Sammler. Die Sammlung Haubrok präsentiert am Strausberger Platz und in ihrer Dependance, der FAHRBEREITSCHAFT in Lichtenberg, fast immer Interessantes. Gleiches gilt für die exquisite Sammlung Hoffmann in den Sophie-Gips-Höfen in Mitte, die seit den späten Neunzigern stilbildend für kultivierte Kunstleidenschaft geworden ist. Die Sammlung Boros in einem umgebauten Bunker hingegen steht fürs Spektakuläre, die herausragende Stoschek Collection an der Leipziger Straße für experimentelle Medienkunst. Im Wettstreit um die spektakulärste Stätte mischt seit ein paar Jahren auch Désiré Feuerle ganz vorne mit, der seine Asiatika-Sammlung in einem behutsam renovierten ehemaligen Telekommunikationsbunker zeigt. Spektakulär auch der Ausstellungsraum im KINDL: Das 20 Meter hohe Kesselhaus der ehemaligen Brauerei bildet ein einzigartiges Ambiente für ortsspezifische Arbeiten, die sich mit dem Raum intensiv auseinandersetzen. Fein und filigran hingegen ist der 1969 als Gästehaus der Stadt Berlin errichtete Schinkel Pavillon im Garten des Kronprinzenpalais, den in den letzten 20 Jahren eine lange Liste herausragender internationaler Künstler behutsam bespielt haben.

Berlin Biennale
https://www.berlinbiennale.de

12. Berlin Biennale
https://12.berlinbiennale.de/

Humboldt Forum
Schlossplatz
10178 Berlin
https://www.humboldtforum.org/de/

Hamburger Bahnhof
Invalidenstr. 50–51
10557 Berlin
https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/hamburger-bahnhof/

Neue Nationalgalerie
Potsdamer Str. 50
10785 Berlin
https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/neue-nationalgalerie

Kunsthalle
Columbiadamm 10
Tempelhof, Hangar 2 (Eingang) +Hangar 3
12101 Berlin
https://www.stiftungkunst.de/kultur/kunsthalle-berlin-flughafen-tempelhof/

SAVVY Contemporary
Reinickendorfer Str. 17
13347 Berlin
https://savvy-contemporary.com/

ANOHA
Lindenstr. 9
10969 Berlin
https://anoha.de/

Gemäldegalerie
Matthäikirchplatz
10785 Berlin
https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/gemaeldegalerie

Bode-Museum
Am Kupfergraben
10117 Berlin
https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/bode-museum

Berlinische Galerie
Alte Jakobstr. 124–128
10969 Berlin
https://berlinischegalerie.de/

Sammlung Haubrok
Strausberger Platz 19, Seiteneingang, 4. Stockwerk
10243 Berlin
https://haubrok.org/

Sammlung Haubrok
FAHRBEREITSCHAFT
Herzbergstr. 40–43
10365 Berlin
https://haubrok.org/

Sammlung Hoffmann
Sophie-Gips-Höfe, 2. Hof, Aufgang C
Sophienstr. 21
10178 Berlin
https://sammlung-hoffmann.de/

Sammlung Boros
Bunker
Reinhardtstr. 20
10117 Berlin
https://www.sammlung-boros.de/

Julia Stoschek Collection
Leipziger Str. 60
10117 Berlin
https://www.jsc.art/

Sammlung Feuerle
Hallesches Ufer 70
10963 Berlin
https://www.thefeuerlecollection.org/de/

KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst
Am Sudhaus 3
12053 Berlin
https://www.kindl-berlin.de/

Schinkel Pavillon
Oberwallstr. 1
10117 Berlin
https://www.schinkelpavillon.de/de
Außenaufnahme des M9 in Mestre, © Alessandra Chemollo
VENEDIG
Wenn die Biennale versagt, Venedig tut es nie. Im Gegenteil, La Serenissima öffnet während dieser Zeit dem Publikum vergessene Palazzi, verwunschene Gärten und verlassene Stätten, die regelmäßig neu- und wiederentdeckt werden. Vor allem außerhalb der eigentlichen Biennale-Gelände Giardini und Arsenale finden sich zahlreiche Pavillons und andere Ausstellungen als »collateral events« über die ganze Stadt verteilt – eine Schnitzeljagd durch ein »anderes« Venedig. Man kann aber auch die Biennale selbst mit anderen Augen anschauen, von außen und nicht von innen: die Architekturen der Länderpavillons in den Giardini. Wer weiß schon, dass der finnische von Alvar Aalto errichtet wurde, der Schweizer von Bruno Giacometti, dem Bruder des berühmten Bildhauers, und der österreichische von keinem Geringeren als Josef Hoffmann, dem Jugendstil-Architekten und Mitbegründer der Wiener Werkstätte und der Wiener Secession? Der gebürtige Venezianer Carlo Scarpa hat nicht nur den venezolanischen Pavillon und den zu Unrecht übersehenen Giardino delle Sculture im Innenhof des zentralen Ausstellungspavillons errichtet, sondern auch weitere Spuren in der Serenissima hinterlassen: beispielsweise den Olivetti Showroom am Markusplatz und die Fondazione Querini Stampalia. Das von ihm neu gestaltete Erdgeschoss feiert den amphibischen Charakter der Lagunenstadt und vereint aufs Schönste verschiedene Materialien, Elemente und Zeiten. Auch die exquisite Sammlung verbindet Altes und Neues und veranstaltet besonders zu Biennale-Zeiten hochaktuelle Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Auf den Spuren moderner Architektur gelangt man schließlich vor die Tore Venedigs, auf das verschmähte Festland, nach Mestre. Mestre, das galt bislang nur als von schmutziger Industrie geprägtes Eingangstor zur schönen Schwester im Wasser. Mit dem M9 Museumsquartier hat es ein neues Wahrzeichen erhalten, das viel mehr ist als ein reines Museum. Das von Sauerbruch Hutton entworfene Ensemble umfasst neben einem Neubau auch einen ehemaligen Konvent und gliedert Stadträume und Wegeführungen neu. Museum für die Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert, Gastronomie und Coworking-Spaces ziehen neben Touristen auch ein einheimisches urbanes Publikum an, geben dem eigentlich schönen Stadtkern ein neues Gesicht und öffnen ihn für die Zukunft. Moderne Kunst hat es in Venedig auch abseits der Biennale leichter, hier wirkt die zweijährliche Kunstschau äußerst stimulierend. Der französische Unternehmer François Pinault bespielt die beiden Filetstücke, den Palazzo Grassi seit 2006 und die Punta della Dogana seit 2009, mit seiner gigantischen Sammlung in großem Stil, und die Mailänder Modemacherin Miuccia Prada verabreicht in der Dependance der Fondazione Prada, in der Ca’ Corner della Regina, seit 2011 intellektuell höchst anspruchsvolle Kost. Wen es zu Bekanntem und Bewährtem zieht, dem sei der Rundgang durch die Itinerari segreti, die »Geheimen Wege« des Dogenpalastes empfohlen, der zu den Schattenseiten der Macht führt, den Orten, an denen buchstäblich hinter den Kulissen verhört, gefoltert und gefangen gesetzt wurde. Reicher und geschlossener als die berühmten Bilder des Dogenpalastes selbst ist der Gemäldezyklus von Tintoretto in der Scuola Grande di San Rocco, die sowohl programmatisch als auch künstlerisch konsequenter gestaltet ist. Auch für Kunstgeschichte der venezianischen Malerei muss man kein Museum betreten, sondern kann sie ausschließlich vor Ort in den Kirchen an herausragenden Werken studieren: Berühmte Beispiele des venezianischen Bildtyps der Sacra Conversazione von Bartolomeo Vivarini und Giovanni Bellini in San Zaccaria und der Frarikirche, wo die nicht minder legendäre Pesaro-Madonna und die Assunta von Tizian zudem den beginnenden Barock einläuten. Die spätbarocken Spielarten von Tiepolo und seinen zu Unrecht weniger bekannten Zeitgenossen Giovanni Battista Piazzetta und Sebastiano Ricci kann man in der virtuosen Ausstattung der Kirche I Gesuati studieren. Wer sich bei so viel Schönheit nach etwas Normalität sehnt, sollte die Inseln der nördlichen Lagune besuchen, Sant’ Erasmo etwa, den Gemüsegarten Venedigs, oder Mazzorbo, den Weingarten, oder Torcello, die Wiege Venedigs, die noch vor der eigentlichen Stadt besiedelt wurde und mit Santa Maria Assunta die älteste Kirche mit byzantinischen Mosaiken besitzt. Oder man flaniert einfach auf dem Lido am Strand entlang, vorbei am ehemaligen Grand Hotel des Bains, das die Hauptrolle spielt in Viscontis unsterblicher Thomas-Mann-Verfilmung – und stirbt dann doch einen kleinen Tod, weil es hier einfach so schön ist. 

Biennale
https://www.labiennale.org/en

Giardino delle Sculture
Giardini della Biennale
Sestiere Castello
30122 Venedig

Olivetti Showroom
Piazza San Marco 101
30124 Venedig
https://fondoambiente.it/negozio-olivetti-eng

Fondazione Querini Stampalia
Santa Maria Formosa
Castello 5252
30122 Venedig
https://bit.ly/3xRKf49

M9 Museumsquartier
Via Giovanni Pascoli 11
30171 Venedig
https://www.m9museum.it/en/

Palazzo Grassi
Campo San Samuele 3231
30124 Venedig
https://www.palazzograssi.it/

Punta della Dogana
Dorsoduro 2
30123 Venedig
https://www.palazzograssi.it/en/about/sites/punta-della-dogana/

Fondazione Prada
Ca’ Corner della Regina, Santa Croce 2215
30135 Venedig
https://www.fondazioneprada.org/visit/visit-venice/?lang=en

Itinerari segreti, Dogenpalast
Piazza San Marco
30124 Venedig
https://palazzoducale.visitmuve.it/it/pianifica-la-tua-visita/itinerari-speciali/itinerari-segreti/

Scuola Grande di San Rocco
San Polo 3052
30125 Venedig
http://www.scuolagrandesanrocco.org/home-en/

San Zaccaria
Campo San Zaccaria 4693
30122 Venedig

Frarikirche
San Polo 3072
30125 Venedig
https://www.basilicadeifrari.it/en/

I Gesuati (Santa Maria del Rosario)
Fondamenta Zattere Ai Gesuati
30123 Venedig

Santa Maria Assunta
Campiello Lazzari
30142 Venedig 

Grand Hotel des Bains (dauerhaft geschlossen)
Lungomare Guglielmo Marconi 17
30126 Venedig
Außenaufnahme des M9 in Mestre, © Alessandra Chemollo
VENEDIG
Wenn die Biennale versagt, Venedig tut es nie. Im Gegenteil, La Serenissima öffnet während dieser Zeit dem Publikum vergessene Palazzi, verwunschene Gärten und verlassene Stätten, die regelmäßig neu- und wiederentdeckt werden. Vor allem außerhalb der eigentlichen Biennale-Gelände Giardini und Arsenale finden sich zahlreiche Pavillons und andere Ausstellungen als »collateral events« über die ganze Stadt verteilt – eine Schnitzeljagd durch ein »anderes« Venedig. Man kann aber auch die Biennale selbst mit anderen Augen anschauen, von außen und nicht von innen: die Architekturen der Länderpavillons in den Giardini. Wer weiß schon, dass der finnische von Alvar Aalto errichtet wurde, der Schweizer von Bruno Giacometti, dem Bruder des berühmten Bildhauers, und der österreichische von keinem Geringeren als Josef Hoffmann, dem Jugendstil-Architekten und Mitbegründer der Wiener Werkstätte und der Wiener Secession? Der gebürtige Venezianer Carlo Scarpa hat nicht nur den venezolanischen Pavillon und den zu Unrecht übersehenen Giardino delle Sculture im Innenhof des zentralen Ausstellungspavillons errichtet, sondern auch weitere Spuren in der Serenissima hinterlassen: beispielsweise den Olivetti Showroom am Markusplatz und die Fondazione Querini Stampalia. Das von ihm neu gestaltete Erdgeschoss feiert den amphibischen Charakter der Lagunenstadt und vereint aufs Schönste verschiedene Materialien, Elemente und Zeiten. Auch die exquisite Sammlung verbindet Altes und Neues und veranstaltet besonders zu Biennale-Zeiten hochaktuelle Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Auf den Spuren moderner Architektur gelangt man schließlich vor die Tore Venedigs, auf das verschmähte Festland, nach Mestre. Mestre, das galt bislang nur als von schmutziger Industrie geprägtes Eingangstor zur schönen Schwester im Wasser. Mit dem M9 Museumsquartier hat es ein neues Wahrzeichen erhalten, das viel mehr ist als ein reines Museum. Das von Sauerbruch Hutton entworfene Ensemble umfasst neben einem Neubau auch einen ehemaligen Konvent und gliedert Stadträume und Wegeführungen neu. Museum für die Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert, Gastronomie und Coworking-Spaces ziehen neben Touristen auch ein einheimisches urbanes Publikum an, geben dem eigentlich schönen Stadtkern ein neues Gesicht und öffnen ihn für die Zukunft. Moderne Kunst hat es in Venedig auch abseits der Biennale leichter, hier wirkt die zweijährliche Kunstschau äußerst stimulierend. Der französische Unternehmer François Pinault bespielt die beiden Filetstücke, den Palazzo Grassi seit 2006 und die Punta della Dogana seit 2009, mit seiner gigantischen Sammlung in großem Stil, und die Mailänder Modemacherin Miuccia Prada verabreicht in der Dependance der Fondazione Prada, in der Ca’ Corner della Regina, seit 2011 intellektuell höchst anspruchsvolle Kost. Wen es zu Bekanntem und Bewährtem zieht, dem sei der Rundgang durch die Itinerari segreti, die »Geheimen Wege« des Dogenpalastes empfohlen, der zu den Schattenseiten der Macht führt, den Orten, an denen buchstäblich hinter den Kulissen verhört, gefoltert und gefangen gesetzt wurde. Reicher und geschlossener als die berühmten Bilder des Dogenpalastes selbst ist der Gemäldezyklus von Tintoretto in der Scuola Grande di San Rocco, die sowohl programmatisch als auch künstlerisch konsequenter gestaltet ist. Auch für Kunstgeschichte der venezianischen Malerei muss man kein Museum betreten, sondern kann sie ausschließlich vor Ort in den Kirchen an herausragenden Werken studieren: Berühmte Beispiele des venezianischen Bildtyps der Sacra Conversazione von Bartolomeo Vivarini und Giovanni Bellini in San Zaccaria und der Frarikirche, wo die nicht minder legendäre Pesaro-Madonna und die Assunta von Tizian zudem den beginnenden Barock einläuten. Die spätbarocken Spielarten von Tiepolo und seinen zu Unrecht weniger bekannten Zeitgenossen Giovanni Battista Piazzetta und Sebastiano Ricci kann man in der virtuosen Ausstattung der Kirche I Gesuati studieren. Wer sich bei so viel Schönheit nach etwas Normalität sehnt, sollte die Inseln der nördlichen Lagune besuchen, Sant’ Erasmo etwa, den Gemüsegarten Venedigs, oder Mazzorbo, den Weingarten, oder Torcello, die Wiege Venedigs, die noch vor der eigentlichen Stadt besiedelt wurde und mit Santa Maria Assunta die älteste Kirche mit byzantinischen Mosaiken besitzt. Oder man flaniert einfach auf dem Lido am Strand entlang, vorbei am ehemaligen Grand Hotel des Bains, das die Hauptrolle spielt in Viscontis unsterblicher Thomas-Mann-Verfilmung – und stirbt dann doch einen kleinen Tod, weil es hier einfach so schön ist. 

Biennale
https://www.labiennale.org/en

Giardino delle Sculture
Giardini della Biennale
Sestiere Castello
30122 Venedig

Olivetti Showroom
Piazza San Marco 101
30124 Venedig
https://fondoambiente.it/negozio-olivetti-eng

Fondazione Querini Stampalia
Santa Maria Formosa
Castello 5252
30122 Venedig
https://bit.ly/3xRKf49

M9 Museumsquartier
Via Giovanni Pascoli 11
30171 Venedig
https://www.m9museum.it/en/

Palazzo Grassi
Campo San Samuele 3231
30124 Venedig
https://www.palazzograssi.it/

Punta della Dogana
Dorsoduro 2
30123 Venedig
https://www.palazzograssi.it/en/about/sites/punta-della-dogana/

Fondazione Prada
Ca’ Corner della Regina, Santa Croce 2215
30135 Venedig
https://www.fondazioneprada.org/visit/visit-venice/?lang=en

Itinerari segreti, Dogenpalast
Piazza San Marco
30124 Venedig
https://palazzoducale.visitmuve.it/it/pianifica-la-tua-visita/itinerari-speciali/itinerari-segreti/

Scuola Grande di San Rocco
San Polo 3052
30125 Venedig
http://www.scuolagrandesanrocco.org/home-en/

San Zaccaria
Campo San Zaccaria 4693
30122 Venedig

Frarikirche
San Polo 3072
30125 Venedig
https://www.basilicadeifrari.it/en/

I Gesuati (Santa Maria del Rosario)
Fondamenta Zattere Ai Gesuati
30123 Venedig

Santa Maria Assunta
Campiello Lazzari
30142 Venedig 

Grand Hotel des Bains (dauerhaft geschlossen)
Lungomare Guglielmo Marconi 17
30126 Venedig