Käthe Kollwitz, Die Klage, 1938-41, © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang
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Käthe Kollwitz, Die Klage, 1938-41

Als ihr Künstlerfreund Ernst Barlach im Oktober 1938 starb, begann Käthe Kollwitz mit der Arbeit an Die Klage. Das Relief, abgeformt von Kollwitz‘ eigenem Gesicht, kommt den Betrachtenden entgegen und deutet Nähe und Vertrautheit an. Die das Gesicht partiell verdeckende Hand taucht schon in frühen Arbeiten von Käthe Kollwitz auf und durchzieht als Motiv ihr gesamtes Œuvre – in der Zeichnung, Druckgraphik und Plastik. Es variiert den tradierten Gestus der klagend erhobenen Hände, die zum Ausdruck von Verzweiflung, Resignation und Schmerz werden. Gleichzeitig grenzt sich das Werk ab: Eine zweite, über den Mund gelegte Hand ergänzt die Darstellung und verweist auf Sprach- und Machtlosigkeit. Das Ergebnis ist ein nahbares und gleichzeitig in sich gekehrtes Porträt. Als ich [die Klage] machte, stand ich unter dem Eindruck von Barlachs Tod und dem furchtbaren Unrecht, das er erlitten hatte. Das Unrecht, das Menschen einander zufügen, hat in den drei Jahren sich fortgesetzt. Dies schrieb Kollwitz 1941 und spielte damit auf die Zensur künstlerischen Ausdrucks im nationalsozialistischen Regime an.

 

Text: Juliane Au