@ Dan Perjovschis temporäre Zeichnungen am Eingang zur Hamburger Kunsthalle, 2016; Foto: Kay Riechers
Kehinde Wiley, The Prelude (Ibrahima Ndiaye and El Hadji Malick Gueye), Rennie Collection, Vancouver, © Kehinde Wiley. Courtesy the artist and Stephen Friedman Gallery, London, Foto: Fred Dott
Offener Projektraum und Treffpunkt: der »Freiraum« im Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg, 2020,  Foto: Henning Rogge
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Ein mutiger Ort

Über das Museum der Zukunft, die Trends und Herausforderungen: ein Überblick von Katharina Hoins

Hitzig diskutierte Begrifflichkeiten, immer wieder neu aufgeworfene Grundsatzfragen und leidenschaftliche Plädoyers: Die Debatte, die mehr als drei Jahre lang zur Neudefinition des Museums durch den Verband ICOM (International Council of Museums) tobte, hatte es in sich. Die erste Abstimmung über einen Entwurf auf der Weltkonferenz 2019 in Kyoto platzte; Amtsträger*innen räumten ihre Posten. Feuilleton und Öffentlichkeit horchten auf, ergriffen Partei oder reagierten verständnislos – aber doch voller Respekt: Wenn mit solcher Verve gestritten wurde, musste es um etwas Bedeutsames gehen.
Um es gleich vorwegzunehmen: Sammeln, Bewahren, Erforschen, Ausstellen und Vermitteln, Begriffe, die seit der Definition von 1974 die Kernaufgaben des Museums anschaulich beschreiben, bleiben auch Bestandteil der neuen Definition. Diese wurde dann endlich auf der ICOM-Generalversammlung in Prag 2022 mit folgendem Wortlaut verabschiedet: »Ein Museum ist eine nicht gewinnorientierte, dauerhafte Institution im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt. Öffentlich zugänglich, barrierefrei und inklusiv, fördern Museen Diversität und Nachhaltigkeit. Sie arbeiten und kommunizieren ethisch, professionell und partizipativ mit Communitys. Museen ermöglichen vielfältige Erfahrungen hinsichtlich Bildung, Freude, Reflexion und Wissensaustausch.«
Um Barrierefreiheit und Inklusion, Diversität, Kommunikation, Partizipation und Nachhaltigkeit muss es mit den Augen rollen. Genau wie Sammeln, Bewahren, Erforschen, Ausstellen und Vermitteln wurden auch diese Ansprüche, Facetten des Diensts an der Gesellschaft und der öffentlichen Zugänglichkeit, vor mittlerweile genau 50 Jahren geprägt. Sie gehören untrennbar zum Verständnis und zur Basisbeschreibung der Institution Museum, aktualisiert für das 21. Jahrhundert.

Kathedrale und Dancefloor
Doch der Anspruch an Kunstmuseen ist inzwischen umfassender geworden. Festmachen lässt sich das schon anhand einer sprachlichen Nuance: Uwe M. Schneede, Direktor der Hamburger Kunsthalle von 1991 bis 2006, gab zur Jahrtausendwende einen Sammelband mit der bewusst zugespitzten Überschrift Museum 2000. Erlebnispark oder Bildungsstätte? heraus. Kunsthallendirektor Alexander Klar, seit 2019 im Amt, hielt Anfang dieses Jahres in Emden einen Vortrag mit dem ebenso süffisanten Titel Kathedrale und Dancefloor – das Museum für alle. Wo das oder vor einem Vierteljahrhundert eher klang, als müsse man sich zwischen beiden Begriffen als Zielbild entscheiden, signalisiert das und heute ein unaufgeregtes Nebeneinander. Im Grunde lässt sich diese selbstverständliche Gleichzeitigkeit von Bildung, Freude, Reflexion und Wissensaustausch jeden Tag, insbesondere an jedem ersten Donnerstagabend eines Monats – dann bei freiem Eintritt – in der Hamburger Kunsthalle beobachten. Da findet nämlich im Veranstaltungsraum das vierstündige Freunde-Seminar statt, während gleichzeitig nebenan Pärchen Anfang zwanzig durch die Räume schlendern und immer mal wieder angeregt auf etwas zeigen, Freundinnen sich im Museumscafé treffen und der Onkel mit seiner Nichte den Hund im Bild aus der Audiotour sucht.
Apropos Audiotour: Eine selbstverständliche Gleichzeitigkeit herrscht im Museum zunehmend nicht nur zwischen »E« und »U«, sondern auch zwischen dem Analogen und dem Digitalen. Kaum jemand versucht mehr, den einen Bereich gegen den anderen auszuspielen oder hinterrücks das eine durch das andere zu ersetzen. Die Aura bleibt, sie ist auch durch Millionen Adaptionen von Capar David Friedrichs Wanderer über dem Nebelmeer in den sozialen Medien nicht kaputtzukriegen, und der Audiokommentar auf dem eigenen Smartphone bereichert – wenn man möchte – die Betrachtung des originalen Kunstwerks.
Wo es im realen Raum Beschränkungen gibt, birgt die Digitalität für das Museum besondere Chancen. Unterschiedliche Perspektiven auf Gemälde Caspar David Friedrichs etwa – die Sicht einer Restauratorin, einer Expertin für Barrierefreiheit, einer Klima-Aktivistin und eines Kurators – kann die App digital genauso zur Verfügung stellen wie Informationen zu Kunsttechnologien in Augmented Reality oder VR-Kunstwerke. Neben Speicherplatz und Rechenkapazitäten limitieren den Einsatz digitaler Medien jedoch vor allem begrenzte Ressourcen für die Umsetzung. Dabei geht es um finanzielle Mittel, aber auch um fachliche Expertise – hier muss es den Museen gelingen, tragfähige Strukturen aufzubauen und zu verstetigen. Digitalisierung ist kein Übergangsprozess. Sie ist nicht irgendwann abgeschlossen, wenn die letzte Druckgraphik gescannt ist – vielmehr eröffnet das digitalisierte Material dann erst recht neue Chancen, die genutzt werden sollten.
Wichtig und eine substanzielle Herausforderung dabei sind die Möglichkeiten zur langfristigen Sicherung, effizienten Verwaltung und zum intelligenten und souveränen Austausch von Daten über Sammlungen und Institutionen hinweg, so wie sie die Hamburger Kunsthalle im Projekt »Datenraum Kultur« im Anwendungsfall des Webportals cdfriedrich.de mit ihren Partnern auslotet. Welche Rolle dabei – und überhaupt im Bereich der Kunst und des Museums – KI, also Künstliche Intelligenz spielen kann, ist derzeit kaum absehbar. Möglicherweise könnte sie helfen, Basisarbeiten etwa bei der Datenbereinigung oder Verschlagwortung zu bewerkstelligen, die personell sonst kaum zu stemmen wären. Um die Potenziale zu nutzen, die die Digitalität gerade auch im Bereich der Vermittlung bietet, und um Menschen zu erreichen, die bisher nicht ins Museum kommen (können), braucht es neue Angebote, neue Expertisen, zusätzliches Personal und Ressourcen. Hier wird es für die Museen künftig auch darum gehen, Erlösmodelle für digitale Angebote zu etablieren, als Ergänzung zum Eintrittsgeld ins analoge Museum.

Ort des Selbstbewusstseins
Verschiedene Bedürfnisse, unterschiedliche Blickwinkel scheinen im Analogen wie im Digitalen selbstverständlich. Während sich das Kunstmuseum auf Erstere immer noch einstellt, passende Räume und Rahmenbedingungen schafft und immer wieder anpasst, besitzt es bei Letzteren seine eigentliche Expertise, denn es sammelt diese unterschiedlichen Blickwinkel: Weltentwürfe und -kommentare in Form von Kunstwerken bewahrt die Institution, erforscht sie, interpretiert sie und stellt sie aus. Sind Museen damit nicht immer schon »polyphone Orte für kritischen Dialog über die Vergangenheiten und die Zukünfte«, wie es ein Passus aus dem ersten, durchgefallenen ICOM-Definitionsvorschlag formuliert? Ja und nein.
Ja, weil allein die Sammlung schon vielstimmig ist, umfasst sie doch Werke von unterschiedlichen Künstler*innen, in unterschiedlichen Medien, aus unterschiedlichen Zeiten und Orten, ausgewählt von unterschiedlichen Persönlichkeiten. Nein, weil die Stimmen doch unter ganz spezifischen historischen Bedingungen für die Sammlung ausgewählt wurden, weil sie zum Beispiel kolonial und eurozentrisch geprägt oder männerdominiert sind, manchmal eher konservativ, dann wieder progressiv ausfallen – in jedem Fall weit entfernt sind von einer umfassenden 360°-Perspektive. Was nicht gesammelt, nicht bewahrt, nicht erforscht oder wieder aus der Sammlung ausgesondert wurde, prägt die Sammlung durch Fehlstellen und blinde Flecken ebenso wie das Vorhandene. Schon deshalb scheint es sinnvoll und lohnend, auch die Sammlungsgeschichten und Provenienzen hinter den Werken sicht- und hörbar zu machen. Exemplarisch bereitet die Hamburger Kunsthalle dies momentan in einem Projekt vor, in dem Schriftsteller*innen Werk-Geschichten für die Kunsthallen-App entwickeln. So können wir mit dem Blick von heute Besonderheiten und Beschränkungen der Vergangenheit zumindest beginnen zu beschreiben. Diese Art von Reflexion ist anregend, bisweilen anstrengend und tut gut, denn sie verschafft der Institution und der Gesellschaft Selbstbewusstsein im Wortsinne.
Seit ein paar Jahren gibt es in der Hamburger Kunsthalle zum Beginn der Ausstellungen an der Wand ein Impressum. Es führt auf, wer sie erdacht, wer mitgewirkt hat. Auf diese Weise spricht in der Ausstellung nicht mehr einfach »das Museum« als anonyme, überzeitliche Autorität aus dem Off, sondern hier gestalten Menschen das Museum. Auch das ist ein Aspekt von Vielstimmigkeit, die so erst kritisch reflektiert werden kann. Diversität in verschiedensten Dimensionen, etwa Klasse, Herkunft, Geschlecht, ist nicht nur in der Ausrichtung auf ein Publikum, sondern auch für das Personal im Museum ein wichtiges Zukunftsthema.

Panorama der Gegenwart
Nicht erst seit zum 25-jährigen Jubiläum der Galerie der Gegenwart das Programm der Kunsthalle unter dem Motto »Hier ist die Gegenwart« stand, bildet das Heute implizit, aber auch programmatisch den Ausgangspunkt für viele Ausstellungen. Projekte aus den letzten Jahren wie Femme Fatale. Blick – Macht – Gender, Klasse Gesellschaft. Alltag im Blick niederländischer Meister. Mit Lars Eidinger und Stefan Marx, Atmen oder Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit thematisieren den Blick aus der Gegenwart auf die Vergangenheit und verhandeln immer auch aktuelle gesellschaftliche Phänomene. Diese Praxis erscheint nicht zuletzt als Versuch, über die bewusste Perspektivierung des eigenen Standpunkts die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit möglichst transparent zu gestalten und so das Nachdenken über Gegenwart und Zukunft zu ermöglichen. Interessanterweise geschieht dasselbe auch auf theoretischer, historischer Ebene, etwa im jüngst publizierten Forschungsprojekt »Um 1800. Kunst ausstellen als wissenschaftliche Praxis« zum Ausstellungszyklus Werner Hofmanns in den 1970er-Jahren oder in dem aktuellen, durch die Deutsche Forschungsgesellschaft geförderten Projekt mit der Universität Hamburg: »Auf Linie? Die Hamburger Kunsthalle in Nationalsozialismus, Besatzungszeit und Bonner Republik (1933–69)«.
Das Kunstmuseum sei ein zentraler Ort für die »Öffnung und Bewusstwerdung der einerseits für das alltagspraktische Leben notwendigen, andererseits zur Beschränkung des Blicks führenden Pforten der Wahrnehmung«, formulierte Hubertus Gaßner, Direktor der Hamburger Kunsthalle von 2006 bis 2016, in der Jubiläumspublikation der Freunde der Kunsthalle aus dem vergangenen Jahr. Diese Pforten der Wahrnehmung zum Thema zu machen und dabei fast schon automatisch zu weiten, darum gehe es im Museum. Um auch der Institution selbst zu ermöglichen, ihren Blickwinkel zu erweitern, wird seit einiger Zeit mit unterschiedlichen Formaten und Graden von Partizipation experimentiert, an der Hamburger Kunsthalle zum Beispiel in den Projekten Open Access. 13 Blicke in die Sammlung (2017) und Mein Blick (2019) – initiiert durch Christoph Martin Vogtherr, von 2016 bis 2018 Kunsthallendirektor – sowie jüngst in der Einberufung eines »Community Labs« zur Beratung in digitalen Projekten oder bei der partizipativen Erarbeitung des Chatbots zur Ausstellung Femme Fatale. Wie bei fast allen Experimentierfeldern wird es noch eine Weile dauern und einiger Trial-and-Error-Erfahrungen bedürfen, bis sich hier Methoden, aber auch Zielstellungen der Beteiligung als tragfähig herauskristallisieren. Stärker partizipativ mit Communitys zusammenzuarbeiten und deren Perspektiven einzubeziehen, birgt gerade für Kunstmuseen noch Potenziale.
Die Reflexion des eigenen, spezifischen, notwendig eingeschränkten Blickwinkels sowohl seitens der Institution, der Mitarbeitenden als auch der Besucher*innen erscheint umso notwendiger angesichts einer Gesellschaft, die in unterschiedlichsten Dimensionen zunehmend divers, aber auch polarisiert erscheint. Gelingen kann die Perspektivierung des eigenen Blicks vor allem dann, wenn wir anderen Standpunkten begegnen, diese zulassen und uns mit ihnen befassen. Doch das ist in einer Zeit von Filterblasen und der Echokammern sozialer Medien sowie zunehmender Individualisierung immer seltener der Fall. Öffentlichkeit und öffentliche Verständigung sind nicht mehr selbstverständlich, sondern es gilt sie herzustellen.

Planet B
In einer ähnlichen Situation der Vereinzelung und des Verlusts an Gemeinschaft durch die Etablierung der Vorstädte in den USA der 1980er-Jahre entwickelte der Soziologe Ray Oldenburg das Konzept des »Dritten Orts«, der neben dem Arbeits- und dem Wohnort Begegnungen außerhalb von Familien, Freundeskreis und Kolleg*innen ermöglicht. Cafés, Bars, Friseursalons oder Bibliotheken zählen für ihn dazu. Eine Stärkung solcher Dritter Orte könne einen Ausweg aus den beschriebenen Problemen der Individualisierung bringen.
Und heute? Cafés und Bars sind – entgegen den Beteuerungen seitens so mancher Franchise-Kette – inzwischen längst so kommerzialisiert, dass sie kaum mehr als Dritte Orte taugen, und öffentliche Räume wie Einkaufszentren oder Bahnhofshallen wurden vielerorts in privatisierte Räume umgewandelt, sodass der öffentliche Stadtraum schwindet. Es verwundert daher nicht, dass angesichts dieser gesellschaftlichen Lücke seit der Jahrtausendwende das Konzept des Dritten Orts auch für den Kulturbereich als Zukunftsmodell gehandelt wird, zunächst im angloamerikanischen Bibliotheksdiskurs; inzwischen hat sich diese Debatte auch in Bezug auf Museen in ganz Europa etabliert.
Bibliotheken oder Museen zeichnen sich als halböffentliche Institutionen dadurch aus, dass sie personelle und infrastrukturelle Voraussetzungen vorhalten, um für die Öffentlichkeit verlässliche Rahmenbedingungen zu bieten. Sie könnten, so die Idee, einen »safe space«, einen sicheren Ort herstellen, an dem sich gesellschaftliche Diskurse unter geschützten Bedingungen führen lassen. Diese Räume, seien sie analog oder digital, gilt es so sensibel zu gestalten, dass die Verhaltensregeln nicht primär als einschränkend, sondern im Gegenteil positiv als verlässlicher Rahmen empfunden werden. Dazu gehört auch eine klare Haltung, die geprägt ist von gegenseitigem Respekt und menschlichem Miteinander, also antisemitische, rassistische, sexistische, trans- oder homofeindliche oder anderweitig diskriminierende Bemerkungen oder Handlungen nicht toleriert und die freiheitlich demokratische Grundordnung vertritt. Um diese Haltung und Atmosphäre zu schaffen und im Zweifelsfall auch durchzusetzen, braucht es entsprechend ausgebildete, sensibilisierte Moderator*innen.
Vor einer absichtlichen Störung ist man auch bei bester Vorbereitung nicht gefeit. Es wird eine der herausforderndsten Aufgaben sein, angesichts solcher Situationen besonnen zu agieren, bei Verletzungen als Institution möglichst offen zu bleiben, aber zugleich klare Grenzen zu ziehen. Im günstigsten Fall kann es gelingen, sich weder von gesellschaftlichen Konflikten abzuschotten noch diese unmittelbar ins Museum zu tragen. Kunst kann provozieren, irritieren, verstören – sie muss das im Rahmen der Kunstfreiheit dürfen und soll es auch. Aufgabe des Museums ist es, die Bedingungen dafür zu schaffen, dass man sich dem kontrolliert aussetzen, damit möglichst produktiv umgehen und schließlich als Einzelperson wie als Gesellschaft daran wachsen kann – dann kann das Museum ein »brave space«, ein mutiger Ort werden.
Angesichts des Museums als Drittem Ort zeigt sich hier noch einmal besonders deutlich das Spektrum der künftigen Ansprüche an die Institution. Während es einerseits um nicht weniger als die Begegnung von Gruppen geht, die außerhalb des Museums kaum je Berührungspunkte miteinander haben, ist die Voraussetzung für das potenzielle Gelingen ihres Zusammentreffens andererseits, dass der Ort selbst so attraktiv ist, dass er dazu einlädt, dort zu verweilen. Die Aufenthaltsqualität in Museen ist nicht erst seit dem Aufkommen des Schlagworts vom Dritten Ort ein Thema, und das bedeutet weit mehr, als nur Sofalandschaften ins Foyer zu stellen – so wichtig bequeme Sitzgelegenheiten auch sind. Ziel sollte es sein, das Museum gleichermaßen zum geistigen wie körperlichen Herausforderungs- und Wohlfühlort zu machen.
An dieser Stelle drängt sich eine letzte Formulierung aus dem ersten, verworfenen Definitionsvorschlag der ICOM auf: Das Museum trage zum »Planetary Wellbeing« bei, sorge also für »planetarisches Wohlergehen«, hieß es dort. Das brachte viel Häme – zeuge es doch von völligem Größenwahnsinn und von Hybris, sich ein solches Ziel auf die Fahnen zu schreiben. Sicherlich können die Museen das planetarische Wohlergehen nicht im Alleingang garantieren, es sollten schon noch ein paar andere mitmachen. Es deshalb als Anspruch aufzugeben, wäre aber unangemessen unambitioniert.

Text: Katharina Hoins

KATHARINA HOINS studierte Kunstgeschichte, Neuere Geschichte und Journalistik an der Universität Hamburg und der Universität Wien; ihre Dissertation über Zeitungen – Medien als Material der Kunst erschien 2015. Nach beruflichen Stationen an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, am Bucerius Kunst Forum und am Warburg-Haus ist sie seit 2017 Referentin des Direktors der Hamburger Kunsthalle. Sie hat unter anderem Beiträge zum Konzept des Museums als »Drittem Ort« veröffentlicht.