Am 31. Oktober 2017 jährt sich zum 500. Mal die Veröffentlichung der 95 Thesen, die Martin Luther der Überlieferung nach an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg schlug. Die damit einsetzende Reformation war ein Ereignis, das die Weltsicht vieler Menschen tiefgreifend veränderte. Das betraf nicht zuletzt auch die Haltung zur Kunst: Während sich in einigen Regionen etwa unter dem Einfluss von Zwingli und Calvin radikale protestantische Bilderstürmer gegen jegliche bildnerische Darstellung erhoben, blieb Luther in Kunstfragen gemäßigt. Bilder waren für ihn vor allem didaktische Hilfsmittel mit illustrierender Funktion. Sie sollten nicht länger dem Kult dienen und entbehrten einer ausgesprochenen Notwendigkeit für das christliche Heil. „Die Bilder sind weder das eine noch das andere, sie sind weder gut noch böse, man kann sie haben oder nicht haben“, schrieb Luther. Mit diesem „Freibrief“ konnten Künstler die neuen Themen in einer gewissen gestalterischen Freiheit umsetzen. Für die Kunstgeschichte bedeutete dies einen fundamentalen Einschnitt.
Besonders einflussreich war für die Verbreitung der reformatorischen Ideen der Wittenberger Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553), der zum charakteristischen Maler der deutschen Reformation wurde. Durch seine Werkstatt kam das Ideengut auch in Form illustrierter Flugblätter in Umlauf. Eine entscheidende Folie bildete nicht zuletzt der im 15. Jahrhundert erfundene Buchdruck, der völlig neue Wege der Kommunikation ermöglichte. Es kam zu einer Bilder- und Medienrevolution, die Künstler zu immer neuen Bildfindungen und Darstellungsweisen brachte.
Wir widmen uns im Seminar den neuen Themen und Programmbildern wie auch der Frage, welche Möglichkeiten künstlerischer Schöpfung die Reformation freisetzte.
Das Seminar findet im Veranstaltungsraum statt.
LEITUNG Dr. Alice Gudera
TERMIN Dienstag, 4. April 2017, 13 bis 17 Uhr
KOSTENBEITRAG 26 Euro, Zuzahlung für Nichtmitglieder 5 Euro (zzgl. Eintritt)
Anmeldung erforderlich
